Reizwörter: Haare – Horizont – beeindruckt – traurig – liegen
Die Welt
Meine frischgewaschenen Haare werden zärtlich vom leichten Windhauch liebkost. Das ist ein sehr angenehmes und sinnliches Gefühl. Die Haare so trocknen zu lassen, ist ein Traum. Ich gebe mich ganz dem wundervollen Empfinden hin und schließe die Augen. Gedanken kommen und gehen. Ich bin im Jetzt. Das ist das Einzige, was zählt. Vergangenes ist vorbei, Zukünftiges kommt. Der Moment, der Augenblick …
Plötzlich ein Geräusch, eine Art Schrei von oben. Ich schaue hinauf und sehe einen Raubvogel mit etwas Kleinem in den Klauen, dahinter ein Vogel. Ich spüre die Panik des Vogels dahinter. Alles geht so schnell, ich komme nicht nach mit dem Schauen und Verstehen. Der Raubvogel mit seiner Beute entschwindet aus meinem Blick. Der Vogel, der nachflog, kehrt um, zurück in den Baum, resigniert …
Scheinbar hat der beeindruckende Raubvogel ein Vogeljunges aus dem Nest geholt, und die Vogelmutter flog nach, um es zu retten, schnell sah sie ein, daß sie nichts machen kann … Traurig denke ich daran, daß das die Natur ist. Der Kreislauf des Lebens.
Ich lasse alles stehen und liegen, und hole mein Tagebuch aus dem Haus.
Dieses Erlebnis schreibe ich sofort auf, ich habe so etwas noch nie gesehen, es bewegt mich sehr.
Mein Blick wendet sich dem Horizont zu. Es scheint, als träfen hier Himmel und Erde aufeinander. Früher dachten die Menschen, daß die Erde eine Scheibe sei, und daß man beim Horizont einfach hinunterfällt ins Bodenlose. Jetzt wissen wir, die Erde ist eine Kugel, es geht immer rundherum, wir können nicht hinunterfallen. Ein beruhigendes Gefühl. Aus dem Weltall können wir die Erde als blaue Kugel sehen. Wunderschön anzusehen. Unser Planet. Warum lebt der Großteil der Menschen so, als gäbe es einen zweiten Planeten in Reserve? Die Ressourcen werden verschwendet, als würden sie immer wieder aufgefüllt. Es ist 5 vor 12. Oder doch schon 5 nach 12?
Genießen wir die Zeit, die wir haben. Schonen wir unsere Mutter Erde, beuten wir sie nicht noch mehr aus. Es gibt so vieles, was wir gar nicht brauchen. Ich freue mich immer wieder, zu sehen, was ich alles nicht brauche. Es ist ein wunderbares Gefühl, einfach zu leben.
© Eva Schnepf 2014
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